Im folgenden wird unterstellt, daß die Gestalt der Erde durch ein Rotationsellipsoid beschrieben wird. Die Rotationsachse schneidet das Ellipsoid in zwei Punkten, die als Nordpol und Südpol bezeichnet werden.
Die Frage, wie ein solches Referenzellipsoid gefunden wird, muß hier noch zurückgestellt werden.
Geographische Länge
Jede auf
dem Ellipsoid liegende Halbellipse mit der kleinen Halbachse
Nordpol-Südpol bildet einen Meridian. Ein Element dieser
Schar der Meridiane wird als Nullmeridian ausgezeichnet.
Ein beliebiger
Meridian wird durch den Winkel zwischen ihm und dem Nullmeridian beschrieben.
Dieser Winkel ist als Winkel zwischen den zugehöhrigen Tangenten in
den Schnittpunkten erklärt. Dieser Winkel ist positiv zu nehmen, wenn
der Übergang von der Tangente an den Nullmeridian zur Tangente an den
betrachteten Meridian bei Betrachtung des Nordpols des Ellipsoids von
außen in mathematisch positiver Richtung erfolgt, andern falls negativ.
Die Maßzahl des Winkels beschreibt die geographische Länge.
Bei östlicher Länge ist der Winkel positiv, bei westlicher
negativ.
Geographische Breite
Im folgenden werde der Spezialfall betrachtet, daß das Ellipsoid
eine Kugel sei.
Die Definition der Meridiane ist hier ein Spezialfall der obigen.
Eine zweite Kurvenschar auf dem Kugel wird mittels einer Schar von
Kreiskegelmänteln mit der Spitze im Kugelmittelpunkt erzeugt.
Die Kegelachse enthalte die Strecke Kugelmittelpunkt - Nordpol. Diese
Kegelmäntel schneiden aus der Kugelfläche Kreise aus. Auf
jedem dieser Kreise liegen die Orte gleicher Breite.
Die Breite wird durch den Komplementärwinkel des halben
Kegelöffnungswinkels angegeben. Ist diese Angabe positiv, spricht
man von nördlicher Breite, ist sie negativ, von
südlicher Breite. Der Kreis mit der Breite Null heißt Äquator. Sein Radius ist gleich dem Kugelradius. |
Offensichtlich ist die Breite eines Punktes P auf einer Kugel gleich dem Winkel zwischen (äußerer) Kugelnormalen n in P und der Nordrichtung N , die durch den Süd - Norddurchlauf durch die Achse gegeben wird. Die Normalenrichtung der Kugel entspricht bei homogener Massenverteilung in der Kugel bis auf das Vorzeichen der durch die Gravitation bedingten Lotrichtung, welche durch den Kugelmittelpunkt verläuft. Diese Richtung ist auch in der Praxis verfügbar, indem die Stehachse eines Theodolithen mit Hilfe von Libellen in Richtung Erdanziehungskraft gestellt wird. |
Breite auf dem Ellipsoid
Die geographische Breite eines Punktes P auf einem
Ellipsoid wird definiert durch
dem Winkel zwischen (äußerer) Ellipsoidnormalen n in P und der
Nordrichtung N , die durch den Süd - Norddurchlauf durch die Achse
gegeben wird. |
Dabei gelten folgende Zusammenhänge: | |
tan bz =
(1-f)2 tan bg |
bg ... geographische Breite |
bz ... geozentrische Breite | |
f ... Abplattung |
wobei m =
[1 - (b/a)2] /
[1 + (b/a)2]
( a ... große Halbachse, b ... kleine Halbachse des
zu Grunde liegenden Referenzellipsoids)
Offensichtlich hat die Differenz bei einer geograpfischen Breite von 45°
ein Maximum.
Aus der Kenntnis der (geographischen) Breite eines Beobachtungsortes B
auf der Oberfläche des Referenzellipsoids kann
mittels der geozentrischen Breite auf den Abstand des Punktes B vom
Mittelpunkt des Ellipsoids geschlossen werden:
Hätte
die Erde einen idealen Polarstern, dh. einen Fixstern, der genau auf der
Verlängerung der Erdachse auf der unendlich großen Himmelskugel wäre,
könnte die Breite einfach
als Höhe dieses Sterns über dem Horizont bestimmt werden. (Im Bild für eine kugelformige Erde dargestellt.) |
Mit Hilfe eines beliebigen zirkumpolaren Sterns läßt sich die geographische Breite eines Beobachtungsortes jedoch als arithmetisches Mittel der Höhen des Sterns im oberen und im unteren Kulminationspunkt bestimmen. |
Abhängigkeit von der
Bezugsfläche
Offensichtlich hängen die geographischen Koordinaten und
die Höhe bei ellipsoidalen Bezugskörpern von der Wahl des
Körpers ab. Bild rechts: Sei P ein Punkt auf der Oberfläche des Erdkörpers, in dem zwei Refenzellipsoide e1 und e2 gelagert wurden. Deutlich sichtbar unterscheidet sich die Breite, die mit Bezug auf das Ellipsiod e1 bestimmt wird, von der bei Verwendung des Ellipsoids e2 als Referenz ermittelten. Auch die Lotlängen (Höhen) sind deutlich unterschiedlich. |
Zu beachten ist ferner, daß die Normalenrichtung bei praktischen Messungen durch die Lotrichtung bestimmt wird und somit inhomogene Dichteverteilungen im Erdinnern als auch nahegelegene Bergmassive diese Richtung bestimmen. Details siehe [Bauer, 19997]. |
Folgerungen:
Werden Daten, die auf einen Refenzkörper bezogen sind, in einem anderen
System interpretiert, kann das zu Lagefehlern in drei Dimensionen bis zu
einem Kilometer führen. Im rechten Bild werden die Koordinaten eines Punktes P auf der Erdoberfläche hinsichtlich des Systems 1 gemessen und dann fälschlich im System 2 interpretiert. (Beachten Sie, daß Breite und Höhe -die Länge läßt sich in der Zeichnung nicht erkennen - in ihrer Größe nicht verändert wurden.) Der dazu gehörige Punkt P* liegt offensichtlich hier nicht auf der Erdoberfläche. Eine graphische Darstellung der Lagefehler in der Ebene für einen Beispielpunkt gibt P.Dana. |