Quellenverweis
Sinn und Zweck
Ziel der Anforderungsanalyse ist die Identifikation, die Beschreibung und die Qualitätssicherung von Anforderungen. Die Anforderungsanalyse kann mit folgenden Methoden durchgeführt werden:
Use-Case-Modellierung
Zielsetzung der Methode ist die Erfassung und Darstellung der aus Sicht von externen Bedienungseinheiten (Akteure) an ein System gestellten funktionalen Anforderungen. Die Anforderungen sind in Form von Anwendungsfällen, den "Use Cases", zu beschreiben. Ein "Use Case" kann in einer Reihe von Szenarios konkretisiert werden. Externe Bedienungseinheiten (z.B. Mitarbeiter, Projektleiter oder Administrator) repräsentieren Rollen, die von konkreten Personen, Maschinen, Computer-"Tasks" oder anderen Systemen eingenommen werden können.
Ein Anwendungsfall wird durch eine Bedienungseinheit ausgelöst. Seine Beschreibung beinhaltet die Dialoge beziehungsweise Interaktionen, die zur Bearbeitung einer Aufgabe zwischen dieser Bedienungseinheit und dem System "gefordert" werden. Für die Beschreibung der Interaktionen wird eine Folge von Aktionen und Ereignissen festgelegt, die von der initiierenden Bedienungseinheit, dem System oder anderen Bedienungseinheiten ausgelöst werden. Es sind nur die Aktionen beziehungsweise Ereignisse festzulegen, die aus der Sicht der Bedienungseinheit erkennbar sind, nicht aber Details, die beschreiben, wie das System intern arbeiten soll.
Die für ein System spezifizierten Anwendungsfälle repräsentieren in ihrer Gesamtheit die anwendungsorientierten, funktionalen Anforderungen an das System. Damit die Beschreibung vollständig ist, sollten möglichst alle erkannten Anwendungsfälle in dieser Form spezifiziert werden.
Quality Function Deployment (QFD)
QFD ist eine Qualitätsmethode zur Ermittlung der Kundenanforderungen und deren direkten Umsetzung in die notwendigen technischen Lösungen. QFD ist ein wichtiger Bestandteil der vorbeugenden Qualitätssicherung und erfüllt damit eines der Erfordernisse von ISO 9000ff beziehungsweise QS9000.
Die QFD beschreibt einen systematischer Weg, der ausschließlich von den Anforderungen der zukünftigen Kunden bestimmt wird. Der strategische Ansatz ist die Trennung der Kundenanforderungen (WAS) von den technischen Lösungsmerkmalen (WIE), um zu verhindern, dass ohne genaue Kenntnis der Kundenanforderungen sofort Produktmerkmale festgelegt werden. Die Kundenanforderungen werden im direkten Kundenkontakt ermittelt ("Voice of the Customer (VoC)"). Die meist sehr groben und vagen Äußerungen der Kunden müssen anschließend in genau umrissene, aussagekräftige und weitgehend messbare Kundenanforderungen (Kundenbedürfnisse) umgewandelt werden. Zur Unterstützung und Dokumentation wird dazu oft die 6-W-Tabelle herangezogen (wer, was, wo, wann, wieviel, warum). Unterschieden wird auch in:
Als "Kunde" wird aber nicht nur der Käufer eines Produkts gesehen ("Externer Kunde (Käufer)"), sondern auch alle Beteiligten des Umsetzungsprozesses ("Interner Kunde"). Für jede Anforderung an ein neues Produkt werden im ersten Schritt verschiedene Prioritäten durch den zukünftigen Kunden vergeben, die dann über das QFD-Verfahren nach festgelegten Regeln zusammengefasst und gewichtet werden. Dabei werden die für den Kunden wichtigen Qualitätsmerkmale in einem Qualitätsplan festgelegt.
Im "Dach" des "House of Quality" werden durch einen paarweisen Vergleich die Beziehungen der verschiedenen Lösungsmerkmale untereinander (positiv, negativ, neutral) festgelegt. Dieser Schritt ermittelt vor allem Konflikte der Lösungsmerkmale untereinander, die dann im Einzelnen, meist durch Kompromisse, gelöst werden müssen. Deshalb wird diese Matrix auch oft als Konfliktmatrix bezeichnet. In neuerer Zeit wird sehr erfolgreich auch die Methode TRIZ (Theorie des erfinderischen Problemlösens) oder WOIS (Widerspruchsorientierte Innovationsstrategie) eingesetzt, um umstrittene ("faule") Kompromisse durch neue, innovative Lösungen zu ersetzten.
Das Ergebnis ist eine gemäß den Kundenprioritäten ermittelte Produktplanung. Durch die Verbindung von Target Costing und QFD in einem Zielkostendiagramm wird eine aus Käufersicht qualifizierte Zielkostenaufteilung vorgenommen ("Design to Cost"). Die Anwendung von QFD erfordert eine stark teamorientierte Arbeitsweise im Unternehmen. Die Unterstützung des Managements ist eine notwendige Voraussetzung.
Interviewtechnik
Eine Möglichkeit der Anforderungsermittlung ist die Interviewtechnik. Hierbei werden die künftigen Anwender in einem vorgegebenen und formalisierten Verfahren befragt. Mit dieser Interviewtechnik soll es möglich sein, unterschiedliche Gruppen zu bilden und schwer quantifizierbare, quantifizierbare und ergänzende Nutzenpotenziale abzufragen. Bei einem solchen Vorgehen ist es unerlässlich, dass für die Quantifizierung der Nutzenspotenziale alle betroffenen Bereiche einbezogen sind und aktiv mitwirken. Ohne diese Mitarbeit lassen sich vorab zwar fiktive Werte annehmen, diese können aber von den betroffenen Bereichen nachträglich sehr leicht in Frage gestellt werden. Eine definierte Interviewmethode ist die "Structured Hierarchical Interviewing for Requirement Analysis" (SHIRA). Sie setzt zu einem sehr frühen Zeitpunkt an. SHIRA versucht, die konkrete Bedeutung der Produktattribute wie "einfach", "innovativ", "kontrollierbar" oder "eindrucksvoll" für ein mögliches Softwareprodukt zu verstehen.
Dialog Design Modellierung
Ziel der "Dialog Design Modellierung" ist es, die Struktur eines Nutzerdialogs mit Bildschirmmasken zu modellieren. Das Layout der Bildschirmmasken bleibt hierbei unberücksichtigt. Die Masken können lediglich typisiert werden (z.B. Typ: Eingabemaske).
Systemverhaltensmodelle
Ziel der Erstellung von Systemverhaltensmodellen ist es, die Anforderungen an das dynamische Verhalten eines Systems mittels eines Modells zu präzisieren. Besondere Beachtung finden hierbei der Einfluss von (externen) Ereignissen auf das System sowie mögliche Nebenläufigkeiten innerhalb des Systems. Dieses Modell dient insbesondere dem Abgleich mit den Anforderungen des Anwenders und der Präzisierung bezüglich Vollständigkeit, Eindeutigkeit, etc.
Kosten-Nutzen-Analyse bei AnforderungenBei der Anforderungsanalyse wird häufig eine Kosten-Nutzen-Analyse zur Priorisierung der Anforderungen durchgeführt. Hier bei handelt es sich um eine Untersuchung mit dem Ziel, eine Empfehlung auszusprechen, ob der zu erwartende Nutzen der Realisierung einer Anforderung die zu erwartenden Kosten rechtfertigt. Damit können Anforderungen nachgeordneter Bedeutung leichter eliminiert werden.
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