IfI - In den Medien
Universitäts-Journal

Universitäts-Journal

November 98, S.15

Dienst für Online-Dokumente gestartet

Im Rahmen des HSP3-Projekts "Elektronische Bibliotheken" wurde am Institut für Informatik unter Leitung von Prof. Erhard Rahm ein universeller Dokumenten-Server für die Universität Leipzig entwickelt, der vor einigen Wochen in Betrieb genommen wurde.

Bild vom GUI

Dieser Dokumenten-Server dient zur Aufnahme von Forschungsergebnissen, die an der Universität Leipzig entstanden sind, also Dissertationen, Habilitationsschriften, Diplom- und Magisterarbeiten, aber auch Reports, Preprints, Zeitschriften- und Tagungsbeiträge sowie Monographien. Der Dokumenten-Server macht diese im Internet verfügbar. Sie sind somit in kürzester Zeit weltweit zugänglich.

Damit verallgemeinert der Dokumenten-Server die derzeit vielerorts bearbeitete Idee, Dissertationen online zu bringen. Durch Erweiterung der aufzunehmenden Dokumentenklassen wurde daraus "Dokumente OnLine" an der Universität Leipzig - DOL. Die Teilnehmer am Projekt sind neben dem Institut für Informatik die Universitätsbibliothek, die die Betreuung der Dissertationen, Habilitationsschriften und Monographien übernehmen wird, und das Universitätsrechenzentrum, durch dessen Mitarbeit der Betrieb des Servers über Jahre gesichert werden soll.

Ziele des Dokumenten-Servers

Der Dokumenten-Server steht allen Einrichtungen der Universität Leipzig zur Verfügung. Somit eröffnet er für sie die Möglichkeit, Forschungsergebnisse im Internet in guter Qualität präsent zu machen, ohne dafür aufwendige Entwicklungen durchzuführen.

Die Universität Leipzig hat mit diesem Dokumenten-Server die Voraussetzung geschaffen, alle entstandenen wissenschaftlichen Publikationen zentral darzustellen und an einer einzigen Stelle im Internet weltweit zu veröffentlichen.

Suche nach einem Dokument

Um die Ziele zu erreichen, wurde bei der Entwicklung des Dokumenten-Servers großes Augenmerk auf zwei Aspekte gelegt. Zum ersten ist dies eine hochentwickelte Suchtechnik im Server. Sie wird dadurch erreicht, daß die Suche im Dokumentenbestand nach Kategorien (ähnlich der Suche im Katalog einer Bibliothek) mit einer Volltextsuche über allen Dokumenteninhalten kombiniert wird. Bei der Implementierung dieser Verfahren wurde Wert auf kurze Suchzeiten gelegt.

Die Suchkategorien überdecken sowohl die allgemeinen bibliographischen Angaben zu einem Dokument als auch universitätsspezifische Einteilungen wie Fakultäten, zentrale Einrichtungen, Museen und Sammlungen usw.

Wesensmerkmal einer Kategoriensuche ist, daß beim Benutzer klare Vorstellungen darüber bestehen, wo der Platz der gesuchten Dokumente im Kategoriensystem ist. Oft fehlt jedoch gerade dieses Wissen, sei es, daß ein neues Gebiet noch nicht eingeordnet wurde oder der Benutzer die Einordnung nicht kennt. Hier bietet eine Volltextsuche gute Erfolgsaussichten. Der DOL-Server bietet in dieser Suchform eine Auflistung aller Dokumente, in denen der Suchbegriff vorkommt. Damit die Suchergebnisse nicht wertlos werden, wenn der Suchbegriff in sehr vielen Dokumenten vorkommt, versucht der Server, aus der Häufigkeit und der Stellung des Suchbegriffs im Dokument auf die Relevanz des Dokuments für diese Anfrage zu schließen und die Ausgabe nach dieser zu sortieren. Dies ist heute State-of-the-Art der Retrieval-Technik und wird bei einer Reihe von Suchmaschinen im Internet angeboten.

Als dritte Auswahlmöglichkeit wurde ein navigierender Zugriff eingerichtet. Dabei läßt sich der Suchraum nach Veröffentlichungsjahr, Sachgruppe, Sprache und Fakultät, an der die Arbeit entstanden ist, einschränken.

Komfortable Benutzerführung

Zum zweiten wurde bei der Entwicklung Wert auf eine komfortable Benutzeroberfläche gelegt, die einfach und weitestgehend intuitiv zu bedienen ist. Sie präsentiert zunächst die Suchresultate. Dabei kann sich der Benutzer über mehrere Bildschirmseiten hinweg vom Allgemeinen zum Speziellen navigierend bewegen: von einer Liste aller Suchergebnisse über eine Ausgabe der bibliographischen Daten und der Kurzfassung eines Dokuments bis zur Anzeige seines Textes im Originallayout.

Selbstverständlich kann ein Leser ein Dokument auch für die eigene Arbeit unter Beachtung der Copyright-Erklärung des Autors auf den eigenen Rechner kopieren, entweder als (ASCII-) Text oder als Postscript- / PDF- Datei.

Mit der hier durch die Benutzeroberfläche bereitgestellten Funktionalität übertrifft DOL eine Reihe anderer Such- und Dokumentendienste.

Als weitere Funktion liefert die Benutzeroberfläche eine Unterstützung beim Einbringen eines Dokuments, so daß dieses vom Autor / von der Autorin ohne großen Aufwand selbst erfolgen kann. Dazu ist eine Postscript-Version des Dokuments, die mit nahezu jedem Textverarbeitungsprogramm erzeugt werden kann, im Dateisystem des eigenen Rechners bereitzuhalten und ein vom Server angebotenes Formular am Bildschirm auszufüllen. Hierbei wird zu jedem Punkt eine kontextsensitive Hilfe angeboten.

Die nach Absenden des Formulars systemintern ausgeführten Arbeitsschritte sichern die Qualität der Dokumente im DOL-System. Der Autor muß schriftlich sein Einverständnis zur Aufnahme des Dokuments in den Server erklären. Neben der rechtlichen Sicherung dient diese Erklärung wesentlich zur Wahrung der Authentizität der vorgehaltenen Dokumente.

Die zur internen Repräsentation benutzten Dokumentformate entsprechen denen, die die Deutsche Bibliothek zur Erfassung elektronisch verfügbarer Dokumente benutzt /1/. Die Weiterleitung der entsprechenden Information über die auf dem DOL-Server liegenden Dissertationen und Habilitationsschriften an die Deutsche Bibliothek wird von der UB übernommen. Andere Dokumenttypen des DOL können in diese Sammlung, die im Rahmen der Deutschen Nationalbibliographie entsteht, später jederzeit aufgenommen werden. Im Augenblick basiert die Abgabe elektronischer Publikationen auf der Freiwilligkeit der Autoren und Verlage. Ein in Vorbereitung befindliches Gesetz wird diese ähnlich wie bei gedruckten Verlagserzeugnissen zur Pflicht machen.

Welche Vorteile bringt DOL ?

Wie schon angesprochen, bietet er jedem Wissenschaftler an der Universität Leipzig die Möglichkeit, seine Forschungsarbeiten selbständig, ohne großen Aufwand und kostenfrei elektronisch bereitzustellen und damit die Chance, die Resultate seiner Forschungstätigkeit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Gegenüber der Bereitstellung auf der eigenen Homepage des Benutzers bietet der Dokumenten-Server die Integration in die Suche und die Dauerhaftigkeit der Präsentation bzw. der Archivierung der Dokumente. Andererseits wurde auch die Schnittstelle zum DOL-Server offengelegt, so daß es ohne Schwierigkeiten möglich ist, eine Serveranfrage in die eigene Homepage zu integrieren.

Aber nicht nur Wissenschaftler können diesen Dienst nutzen, sondern auch Studenten und Absolventen unserer Universität. Im DOL können sie ihre Diplom- oder Magisterarbeiten im Einvernehmen mit ihren Hochschullehrern veröffentlichen und somit ihre ersten Ergebnisse auf dem Gebiet von Wissenschaft und Forschung präsentieren. Bei der Suche nach einer Arbeitsstelle dürfte es kaum von Nachteil sein, wenn man gegenüber seinem potentiellen zukünftigen Arbeitgeber darauf verweisen kann, daß die erste eigene wissenschaftliche Arbeit bereits im Internet veröffentlicht ist. Und ist das Interesse des Gegenüber erst einmal geweckt, dann kann er sich die Arbeit problemlos und ohne großen Zeit- und Geldaufwand per Computer auf seinen Schreibtisch holen, um sein Bild von dem Bewerber zu vervollkommnen.

Einladungen

Besser als jede Beschreibung kann der Umgang mit einem Produkt zur Meinungsbildung und zur Akzeptanz desselben beitragen. Deshalb steht der neue Dienst auf den Startseiten zur Internetpräsentation der Universität bzw. des Instituts für Informatik unter dem Punkt "elektronische Dokumente der Uni Leipzig" bzw. "Dokumenten-Server" abrufbereit zur Verfügung. Seine eigene URL lautet

"http://dol.uni-leipzig.de" /2/ .

Es liegen bereits ca. 140 Dokumente, vorrangig aus dem Gebiet der Informatik, vor, so daß Interessenten die Recherchemöglichkeiten testen können. Unter der Rubrik "Aufnahme von Publikationen" können sie sich mit den Details des Einbringens von Dokumenten vertraut machen.

Alle Hochschullehrer und Mitarbeiter der Universität sind eingeladen, den Server zu nutzen und insbesondere auch unter dem Punkt "Neues Dokument" in der Menüleiste den Inhalt des Servers mit den Resultaten ihrer Arbeit zu erweitern.

Ihre Fragen beantworten wir gern unter

doladmin@informatik.uni-leipzig.de

Des weiteren werden wir das Projekt am Montag, dem 30. November, um 17.00 Uhr im Hörsaal 17 der Universitätsöffentlichkeit vorstellen. Hierzu sind alle Interessenten herzlich eingeladen.

Elektronische Quellen:

  1. Die Deutsche Bibliothek, Sammlung von Netzpublikationen.
    URL http://deposit.ddb.de/index.htm
  2. Dokumente online an der Universität Leipzig
    URL http://dol.uni-leipzig.de/

E.Rahm, K.Schwipper, D.Sosna


HTML-Umsetzung: Andreas Zerbst 03.12.99