Mittwoch, 18.04.2001, 11:15, HG Ziegenledersaal, Felix-Klein-Hörsaal HG 4-24
Institut für Theoretische Chemie und Molekulare Strukturbiologie
Universität Wien
Santa Fe Institute
"Konservierte Sekundärstruktur-Elemente in Viralen RNA Molekülen"
Abstract:
Praktisch alle RNA Moleküle bilden sowohl in in vivo als auch
in vitro characteristische Sekundärstrukturen. Detaillierte
Untersuchungen der Sequenz-Struktur Abbildung von RNA zeigen, dass
Sekundärstrukturen sehr anfällig gegen Mutationen sind.
Insbesonderes erwartet man, dass zwei Sequenzen mit weniger als
ca. 90% Sequenzidentität keine gemeinsamen Strukturelemente
aufweisen. Das Auftreten gemeinsamer Strukturmerkmale in der Gegenwart
von merklichen Sequenzheterogenitäten muss daher als Anzeichen
für positive Selektion, und daher Funktionalität des
Strukturelements gewertet werden.
Diese Überlegungen zeigen, dass funktionell wichtige RNA Strukturen
alleine auf Grund von Sequenzdaten aufgefunden werden können sofern ein
moderate Anzahl von (etwa 8-10) homologen Sequenzen vorliegt. Die Methode
beruht auf einer Kombination von RNA Strukturvorhersage auf der Basis von
thermodynamischen Regeln und der Analyse von Sequenz-Kovariationen, die so
ausgelegt ist, dass nur die konservierten Sekundärstruktur-Anteile
berechnet werden. Mehrere Varianten sind hier möglich: die Berechnung
der Struktur minimaler Energie (oder des Gleichgewichtsensembles) jeder
einzelnen Sequenz und nachfolgende Analyse der Sequenz-Kovariationen, oder
``Alignment-Faltung''. Die Methode funktioniert gut sofern die paarweisen
Sequenz-Identitäten zwischen 40 und 90 Prozent liegen, und zumindet
ca. 8 Sequenzen vorhanden sind. Die zugehörige Software - Teil des
Vienna RNA Package - kann fü vollständige virale RNA Genome, mit
Längen bis zu mindestens 15000nt angwendet werden.
Anwendungen auf virale Genome bestätigen nicht nur die bekannten,
experimentell verifizierten, Sekundärstrukturen wie zB TAR und RRE
in HIV, die IRES Strukturen in Picornaviren, Hepatitis C Viren, und
anderen Virus Gruppen, sondern zeigen auch eine beträchtliche Zahl
von konservierten Strukturelementen, die bis jetzt in der Literatur nicht
beschrieben waren. Andererseits zeigt sich, dass in einigen Fällen
nur Teile der bekannten Strukturelemente tatsächlich konserviert sind,
während andere Teile beträchtliche strukturelle Variabilität
aufweisen.